Es waren bewegende Tage in Frankfurt, auf die Bischof Gerber am Sonntag zurückblickte, als er im Stadtteil Bergen-Enkheim das Patronatsfest zum 50. Jubiläum der Heilig Kreuz-Kirche feierte: In den Tagen zuvor rang die Synodalversammlung in der Frankfurter Messe um ihren weiteren Weg, womöglich gar um die Zukunft des Synodalen Weges in Deutschland.
Der Synodale Weg stand nach Einschätzung einiger Beteiligter und Beobachter am Donnerstagabend bereits auf der Kippe, als ein Grundsatztext zur katholischen Sexualethik knapp nicht die nötige 2/3-Mehrheit der abstimmenden Bischöfe erreichte und somit laut Satzung nicht angenommen werden konnte.
„Mich selbst haben die Stunden nach der Abstimmung am Donnerstagabend tief bewegt“, berichtet Bischof Gerber. In einem Statement vor Ort hat er den Begriff einer möglichen „Retraumatisierung“ Betroffener aufgegriffen. Als Bischof, so Gerber weiter, könne er einem Text auch zustimmen, wenn er nicht hinter allen Textpassagen stehe.
Auftrag an die Bischöfe als Diener der Einheit sei es nun, die Aussagen dieses wie auch der angenommenen Texte in die weiteren Prozesse sowohl in den Bistümern als auch in den universalkirchlichen Diskurs einzubringen, so Gerber. Während der Synodalversammlung hat er sich daher dafür eingesetzt, dass dies schon während der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda geschehen und die Texte auch Thema bei einem Besuch der deutschen Bischöfe im November in Rom sowie während einer europäischen Bischofssynode im Februar 2023 in Tschechien sein werden.
Dass der Synodale Weg in Deutschland weitergehen wird, war nach dem Beschluss zur Errichtung eines Synodalen Ausschusses am Samstagmittag klar: Dieser soll die Gründung eines Synodalen Rates vorbereiten, der den Prozess dann verstetigen und den eingeschlagenen Weg fortführen wird. Für Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber ist neben dem „Ob“ aber ganz entscheidend vor allem das „Wie“ des weiteren Weges.
Für die Frankfurter Synodalversammlung hatte er darum bereits im Vorfeld einen Antrag eingebracht, nach dem dieser Synodale Ausschuss auch den Auftrag erhält, ein gemeinsames, universalkirchliches Verständnis von Synodalität zu klären. Grundvoraussetzungen seien dabei eine Kultur des Miteinanders sowie eine innere Haltung der Kritikfähigkeit und der gemeinsamen Suche nach einem tragfähigen Konsens, hieß es in dem Änderungsantrag, der schließlich mit großer Mehrheit angenommen wurde.
Wenn es der Kirche gelinge, mit ihren Spannungen und Konflikten konstruktiv umzugehen, könne sie auch in die Gesellschaft hineinstrahlen, betonte Gerber während eines Redebeitrages in der Frankfurter Synodalversammlung. Das sei besonders wichtig in einer Zeit, in der wachsende Polarisierungen und Spannungen von gewissen Kräften massiv und bewusst gefördert würden.
Seine Predigt in Bergen-Enkheim beendete Bischof Gerber am Sonntag mit einem Gebet, das ebenfalls von den Eindrücken und Erfahrungen der vorhergehenden Tage geprägt war.
Vom 26. September bis zum 29. September findet in Fulda die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz statt. Die fünfte Synodalversammlung des Synodalen Weges beginnt am 9. März 2023 in Frankfurt am Main.
Herr,
schau auf die Menschen in deiner Kirche.
Sei mit denen,
die aus der Fülle der Tradition ihr JA leben –
als Eheleute, als Priester, in einem gottgeweihten Leben,
in ihrer Weise des kirchlichen Engagements.
Zeige denen deine Nähe,
die um ihren Ort in der Kirche ringen,
geprägt durch Verletzungen, Nichtannahme und die Erfahrung,
in ihrer Persönlichkeit nicht angenommen zu sein.
Gerade heute sind wir als Christen herausgefordert zum Zeugnis in unserer zerrissenen Welt.
Dein Kreuz verbindet uns.
Es schenkt Heilung und Heil und stärkt uns,
Spannungen und Auseinandersetzungen nicht auszuweichen.
Du gibst uns die Kraft,
einen Weg entschiedener Freundschaft und Solidarität mit jenen zu gehen,
an denen wir besonders spüren, dass wir anders sind, als sie.
Amen.
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